Kaninchen

Kaninchen – Artgerechte Haltung, Fütterung und Pflege

Sie haben Kaninchen oder möchten sich welche anschaffen, dann haben wir einige Informationen, die Ihnen die artgerechte Haltung und Ernährung leichter machen können.

Kaninchen können acht bis zehn Jahre oder älter werden. Überlegen Sie vor der Anschaffung eines Kaninchens, ob Sie über einen so langen Zeitraum dem Tier gerecht werden können.

In freier Wildbahn leben Kaninchen in Kolonien. Sie wohnen in unterirdischen Höhlen, die sie über selbstgegrabene Gänge erreichen. Diese Gänge können bis zu drei Meter tief sein. Kaninchen sind dämmerungs- und nachtaktiv und ruhen tagsüber. Kaninchen sind Beutetiere, die sich ständig vor Raubtieren und Greifvögeln in Sicherheit bringen müssen.

Auch unsere domestizierten Kaninchen haben diese Eigenschaften der Wildkaninchen. Daher gelten folgende Grundregeln für die artgerechte Kaninchenhaltung:

Kaninchen dürfen nicht alleine gehalten werden.

Mindestens ein Kaninchen als Partner ist nötig, damit sich Ihr Kaninchen wohl fühlt. Meerschweinchen sind keine geeigneten Partner für Kaninchen, da sie nicht dieselbe „Sprache“ sprechen. Kaninchen kommunizieren hauptsächlich über Körpersprache und kaum über Laute, wohingegen Meerschweinchen sich vorwiegend über Laute verständigen. Meerschweinchen meiden – Kaninchen suchen Körperkontakt.  Am besten funktioniert die Haltung von Rammler und Häsin. Um die unkontrollierte Vermehrung zu unterbinden, sollte mindestens eines der Tiere kastriert sein.

Achtung! Kaninchen werden sehr früh geschlechtsreif! Um eine ungewollte Vermehrung zu verhindern, stellen Sie uns Ihre Kaninchen bereits mit 6 bis 7 Wochen vor. Wir können das Geschlecht überprüfen (Verwechslungen sind häufig!) und Sie hinsichtlich der Kastration beraten.

Kastration

Rammler werden bereits mit ca. 12 Wochen geschlechtsreif und müssen entsprechend früh kastriert werden und auch von der Mutter getrennt werden. Auch unter Rammlern ist die Kastration anzuraten, da es häufig zu heftigen Rangordnungskämpfen kommt, die mit schweren Verletzungen einhergehen können. Dies gilt auch für Tiere, die bereits seit Geburt zusammen sind (z.B. Wurfgeschwister). Haben bereits Rangordnungskämpfe stattgefunden, können diese häufig auch durch die Kastration nicht mehr verhindert werden, daher ist es sinnvoll Rammler bereits mit 8 – 10 Wochen zu kastrieren.

Auch Häsinnen können kastriert werden. Bei Häsinnen werden die Eierstöcke und die Gebärmutter entfernt. Die Kastration der Häsin dient zum einen der Gesundheitsprophylaxe, da Häsinnen häufig Gesäuge- und Gebärmuttertumoren entwickeln. Außerdem sind kastrierte Häsinnen weniger aggressiv ihren Artgenossen und Menschen gegenüber.

Wohnungs- oder Aussenhaltung?

Kaninchen können sowohl in der Wohnung als auch im Freien artgerecht gehalten werden. Prinzipiell benötigen sie viel Platz, damit sie ausreichend toben können. Kaninchen mit Auslauf machen regelrechte Luftsprünge, die in engen Käfigen nicht möglich sind. Werden die Tiere auf zu engem Raum gehalten, kommt es zu aggressivem Verhalten, Verdauungsstörungen und Fettleibigkeit.

Damit die Tiere zu jeder Zeit genügend Auslauf haben, sollte eine Fläche von 2 – 3 m2 pro Tier zur Verfügung stehen. Zusätzlich sollte möglichst noch Freilauf z.B. im eingezäunten Garten oder entsprechend gesicherten Zimmern gewährt werden. Wenn Sie einen Garten haben, der eingezäunt ist, können Sie tagsüber Ihre Kaninchen unter Aufsicht frei laufen lassen. Es ist wunderbar zu beobachten, welche Sprünge Kaninchen machen, wenn Sie ausreichend Platz haben. Lassen Sie Ihre Kaninchen bitte nicht unbeaufsichtigt. Katzen sind von Natur aus Jäger und jagen auch Kaninchen. Selbst wenn sie das Kaninchen nicht beißen würden, kann die Jagd zum tödlichen Stress für ein Kaninchen werden. Auch Hunde sollten nicht zusammen mit Kaninchen frei laufen. Es ist natürlich, wenn ein Hund ein freilaufendes Kaninchen jagt.

Wenn Sie Ihre Kaninchen im Garten halten, sollten Sie den Auslauf „ausbruch- und einbruchsicher“ planen. Kaninchen können sehr tief buddeln. Um zu verhindern, dass Ihre Kaninchen am anderen Ende des Gartens aus der Erde kommen, können Sie in entsprechender Tiefe eine Schicht große Kieselsteine (keine scharfkantigen Steine) legen. Darauf kommt ein Gemisch aus Erde und Sand, in dem die Tiere Bauten und Gänge graben können. Lassen Sie Ihren Kaninchen die Freude zu buddeln und sich in ihren eigenen Höhlen zu verstecken. Die Einzäunung des Geheges muss entsprechen tief in die Erde eingelassen werden. Zahlreiche Bauanleitungen finden Sie im Internet und in entsprechenden Büchern.

Manche Kaninchen lassen sich an eine Toilettenecke oder ein Toilettenhaus gewöhnen. Da die Tiere gerne unbeobachtet sind, bietet sich ein kleines Toilettenhäuschen an. Dies hat den Vorteil, dass die Tiere vorwiegend an dieser Stelle Urin und Kot absetzen und Sie den Auslauf leichter sauber halten können. Die Tiere müssen immer auf trockenem Boden sitzen. Wenn Kaninchen nur ein Haus zur Verfügung haben, kann dies dazu führen, dass die Tiere in Ihren eigenen Ausscheidungen sitzen und nass und wund werden. Wunden können durch Madenbefall schnell zur tödlichen Krankheit für Kaninchen werden.

Wie gestallte ich meine Wohnung kaninchensicher?

Kaninchen sind keine Nagetiere, sondern gehören zu den hasenartigen, dennoch verfügen sie über starke Zähne und nagen gerne an weichen und harten Gegenständen. Sichern Sie Ihre Wohnung entsprechend ab. In einer kaninchensicheren Wohnung dürfen keine Kabel für die Tiere zugänglich sein (Stromschlaggefahr). Um zu vermeiden, dass Ihre Kaninchen Ihre Möbel annagen, sollten Sie ihnen Zweige (z.B. Obstbaumzweige) zur Verfügung stellen. In der Wohnung gehaltenen Kaninchen sollte eine mit Sand oder lockerer Erde befüllte Kiste zum buddeln zur Verfügung gestellt werden. Um ihr natürliches Fluchtverhalten zu gewährleisten, können Sie Ihren Kaninchen verschieden Häuser und andere Verstecke zur Verfügung stellen. Im Handel gibt es Holzhäuser, Weidenbrücken, Röhren u.v.m., aber auch selber gebaute Schlupfmöglichkeiten sind einfach und kostengünstig herzustellen. Pro Tier sollten möglichst mindestens 2 Häuschen oder Unterschlüpfe zur Verfügung stehen. Ein Kaninchenbau ist unterirdisch und dunkel. Daher benötigen Kaninchen in ihrem „Schlafbau“ kein Fenster. Bauen Sie Ihren Kaninchen öfter mal ein paar Abwechslungen in den Auslauf. Ein Baumstumpf zum benagen oder darauf sitzen, eine neue Höhle, Zweige oder ganze Äste von ungespritzten Obst- oder Weidenbäumen – gerne auch mit Blättern und Blüten – bieten willkommene Abwechslung.

Kann mein Kaninchen auch im Winter draußen bleiben?

Kaninchen können problemlos auch bei kalten Temperaturen im Freien gehalten werden. Sie benötigen eine vor Wind und Regen geschützte Hütte, die ausreichend isoliert ist. Eine einfache aber vollkommen ausreichende Hütte ist leicht selber gebaut. Im Winter ist es wichtig, dass die Hütte isoliert ist, z.B. durch eine (für die Kaninchen nicht zugängliche) Styroporschicht. Eine mit reichlich frischem Heu gefüllte Hütte bietet den Kaninchen die Möglichkeit sich in der Hütte ein Nest zu bauen. Sehr wichtig im Winter ist die Bereitstellung von frischem Trinkwasser. An kalten Tagen kann es nötig sein mehrmals täglich frisches Wasser bereit zu stellen, da das Wasser schnell gefriert.

Im Sommer ist es wichtig, dass die Tiere zu jeder Tageszeit Schatten aufsuchen können. Im Freien müssen gut belüftete Schattenplätze vorhanden sein (die Hütte kann unter Umständen auch innen sehr warm werden). In der Wohnung gehaltene Kaninchen dürfen nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein und müssen ebenfalls an belüfteten und schattigen Plätzen untergebracht werden. Achten Sie auch bei auf dem Balkon gehaltenen Kaninchen darauf, dass zu jeder Tageszeit Schatten vorhanden ist.

Wie kann ich meine Kaninchen auf den Arm nehmen, streicheln oder mit ihnen spielen?

Eines muss gleich zu Beginn gesagt sein: Kaninchen sind keine Kuscheltiere. Sie mögen zwar körperlichen Kontakt, wollen aber nicht gegriffen und herumgetragen werden. Der weit verbreitete Griff in den Nacken bedeutet bei Kaninchen Lebensangst. Auch der Fuchs greift seine Beute im Nacken, um sie dann zu töten. Kaninchen reagieren auf diesen Griff mit heftigen Abwehrbewegungen, die zu Verletzungen bis hin zum tödlichen Wirbelsäulenbruch führen können. Zum Hochheben nehmen Sie Ihr Kaninchen mit der einen Hand unter dem Brustkorb und mit der anderen unterstützen sie unter dem Po. Üben Sie dieses Hochheben, damit Ihr Kaninchen Vertrauen zu Ihnen fasst und sich sicher von Ihnen hochnehmen lässt. Dies erleichtert Ihnen den Umgang mit Ihrem Kaninchen, wenn es einmal krank ist, die Krallen gekürzt werden müssen oder der Transport z.B. zum Tierarzt nötig ist. Kinder sollten Kaninchen nicht alleine hochheben, da sie sich bei Abwehrbewegungen leicht erschrecken und das Kaninchen fallen lassen. Üben Sie mit Ihren Kindern, das Kaninchen auf dem Boden sitzend zu streicheln. Viele Kaninchen lassen sich gerne streicheln.

Zum Transport z.B. zum Tierarzt sollten Sie eine „fluchtsichere“ Box verwenden. Es ist nicht zu empfehlen das Kaninchen im Auto oder im Wartezimmer auf den Schoss zu halten.

Welche Pflege benötigt mein Kaninchen?

Ein gesundes und artgerecht gehaltenes Kaninchen ist relativ pflegeleicht. Kaninchen übernehmen die Fellpflege gegenseitig. Nur bei stark haarenden Tieren z.B. bei Angorakaninchen und manchen Löwenköpfchen, bei alten oder kranken Tieren ist eine zusätzliche Fellpflege durch den Menschen notwendig. Hierzu eigenen sich weiche Bürsten oder zum Ausbürsten des Unterfells auch entsprechende Kämme. Wenn Kaninchen buddeln können müssen die Krallen i.d.R. nicht gekürzt werden. Bei in der Wohnung gehaltenen Kaninchen kann dies nötig sein.

Wie sieht das Gebiss eines Kaninchens aus?

Um die Fütterung von Kaninchen optimal zu gestalten, sollten Sie die Besonderheiten der Zähne bei Kaninchen kennen. Das Milchgebiss bei Kaninchen hat 16 Zähne und ist bereits bei der Geburt vorhanden. In der 3. – 5. Lebenswoche werden die Zähne gewechselt. Das Erwachsenengebiss umfasst 28 bleibende Zähne: 2 Schneidezähne im Unterkiefer und 4 Schneidezähne im Oberkiefer. Die Schneidezähne im Oberkiefer liegen hintereinander. Die hinteren kleinen Zähne werden Stiftzähne genannt. Die Eckzähne fehlen bei Kaninchen. Im Oberkiefer sind drei vordere und drei hintere Backenzähne vorhanden. Im Unterkiefer gibt es nur zwei vordere und drei hintere Backenzähne. Dies führ dazu, dass die Kaninchen nicht Zahn auf Zahn sondern Zahn auf zwei halbe Zähne kauen. Kaninchenzähne wachsen ein Leben lang. Schneidezähne wachsen ca. 3mm pro Woche. Die Zähne schärfen sich beim Mümmeln von selber. Daher ist die richtige Fütterung essentiell, um die Zähne naturgemäß abzunutzen.

Wenn Sie sich die folgenden Kauzeiten ansehen, werden Sie leicht verstehen, dass rohfaserreiches Heu dem Zahnabrieb deutlich mehr hilft, als z.B. Pellets oder Gurke.

Kauzeiten in Minuten:

  • Gurke und Salat praktisch 0
  • Heu 12 – 15
  • Pellets 1 – 2

Bei Pellets kommt hinzu, dass diese mit klebenden Substanzen zusammengeklebt sind. Diese „Kleber“ sind häufig stärkehaltig.

Wenn die Zähne nicht gleichmäßig abgenutzt werden, können wir röntgenologisch einen Zahnstatus erstellen und die Zähne abschleifen, so dass der optimale Biss wiederhergestellt wird.

Wie füttere ich mein Kaninchen optimal?

Wildkaninchen ernähren sich vorwiegend von Gräsern und Kräutern, Wurzeln und Rinde. Dies sind rohfaserreiche, nährstoffarme Nahrungsmittel. Kaninchen können diese optimal aufschlüsseln und so die enthaltenen Nährstoffe nutzen. Kohlenhydrate wie z.B. in Getreide vertragen sie nur in geringen Mengen.

Der kleingekaute Nahrungsbrei gelangt in den dünnwandigen, muskelarmen Magen. Durch die ständige Futteraufnahme wird der Speisebrei weiter in den Darm transportiert, in dem die weitere Aufbereitung der Nährstoffe stattfindet. Eine Besonderheit des Kaninchendarms ist der große Blinddarm. Darminhalt, der noch weiter verdaut werden kann, wird im Blinddarm verarbeitet. Die unverdaulichen Bestandteile werden mit dem Kot ausgeschieden. Aus dem Blinddarm wird der sogenannte Blinddarmkot ausgeschieden, der wesentlich weicher als der übrige Kot ist. Dieser wird von den Kaninchen erneut aufgenommen um weiter verdaut zu werden.

Wie sieht eine artgerechte Futterration aus?

Heu und Wasser muss immer zur freien Verfügung stehen.

Grünfutter – ein bis zweimal täglich eine Portion (ca. 100g/Kg Körpergewicht)

Obst sollte wegen des hohen Fruchtzuckergehaltes nur ein kleinen Mengen gefüttert werden.

Sehr gut zum Nagen eignen sich Äste von ungespritzten Obstbäumen.

Zu Grünfutter gehören z.B. Kräuter (Petersilie, Basilikum, Löwenzahn, Kamille, Ackerminze), Blumen mit Blüten (Gänseblümchen, Sonnenblumen, Ringelblumen), Blätter (Haselnuss, Obstbäume, Birke), grüne Blätter von Gemüse (Möhrengrün, Fenchelgrün, Kohlrabiblätter, Blumenkohlblätter). Im Frühjahr und Sommer bis in den Herbst lassen sich viele Grünfutterbestandteile auf Wiesen, im Garten oder im Wald sammeln. Achten Sie darauf, dass Sie nicht auf Hundewiesen das Futter für Ihr Kaninchen sammeln. Bei Ihrem Gemüsehändler und auch in vielen Supermärkten können Sie „Grünfutterabfall“ für Kaninchen kostenlos bekommen. Auch bei Grünfutter sollten Sie auf Frische und Qualität achten. Kaninchen, die an Grünfutter gewöhnt sind und dieses gut vertragen, können so viel Grünfutter fressen, wie sie wollen.

Kaninchen brauchen kein Trockenfutter. Trockenfutter mit Getreideanteilen schaden sogar. Getreide (z.B. in Form von Haferflocken, Brot, Leckerchen) enthält leicht verdauliche Kohlenhydrate, die zu Verdauungsstörungen führen können, und sollte daher in keiner Form verfüttert werden. Lediglich im Winter, wenn die Tiere einen erhöhten Energiebedarf haben, kann man gepresste Gemüse oder getreidefreie Pellets füttern. Getrocknete Kräuter bieten auch im Winter eine willkommene Abwechslung. Auf Grund ihres hohen Kalziumgehaltes sollten sie aber nur in Maßen gefüttert werden.

Im Winter darauf achten, dass das Trinkwasser nicht gefriert – mehrfach täglich frisches Wasser bereitstellen.

Wenn Sie Fragen zur Kaninchenhaltung haben, beraten wir Sie gerne.

Ihr Praxisteam

Quellen:

  • Dr. Anja Ewringmann
    Haltung, Fütterung und Krankheiten von Kaninchen – msd Tiergesundheit
  • Kongressmitschriften